Atemschutzgeräteträger trainieren Ernstfall

15.09.2018

Bericht von Manfred Künstle


Ausbildung der Atemschutzgeräteträger 

 

Am Samstag den 15.09 waren zwei unserer Kameraden mit Atemschutzgeräteträgerausbildung und Eignung in Mindelheim im sogenannten „Brand-Übungs-Container“.  Was sich dahinter verbirgt sieht erstmal harmlos und unspektakulär aus. Es ist ein LKW-Auflieger der auf einer Seite ausfahrbar ist. (siehe Foto) Die wahre Stärke ist im Inneren. Ein mit Gas beheizter Brandsimulator mit verschiedenen Szenarien aus der Einsatzwelt.

Erst mal zum Hintergrund. Unserer Kameraden müssen sich alle laufend weiterbilden. Im Bereich Atemschutz kommt neben den „normalen“ Übungen noch laufenden Gesundheitsuntersuchungen, Belastungstests und spezielle Übungen dazu.

 

Eine dieser speziellen Übungen ist eine Teilnahme an einer sogenannten „Brandsimulationsanlage“.

 

Der Ablauf fand wie folgt statt:

Frühzeitig mussten wir unsere gesamte Ausrüstung inklusive Maske, Atemschutzgerät und sonstiger Sicherheitsausrüstung im Feuerwehrhaus vorbereiten.
Als wir dann in Mindelheim ankamen, ging es erst mal zur „Anmeldung“ diese ist notwendig um den Nachweis der Eignung zu führen und hat natürlich auch Sicherheitsgründe. Wie Prüfung der gesundheitlichen Tauglichkeit und der körperlichen Eignung… (Dreitagebart musste weg…).
Dann wurden wir in kleine Gruppen nochmals unterweisen. Hierbei gab es neben der Erklärung der geplanten Szenarien auch Neuerungen für das Vorgehen. Neue Erkenntnisse aus vergangenen Einsätzen und eine Sicherheitsunterweisung.
Hier erfuhren wir, dass zum Glück immer ein „Lehrer“ mit im Container ist, und auf uns aufpasst, um auch im Notfall sofort zu unterbrechen und zu retten.
Es geht in dem Container nicht um Grundkenntnisse, sondern um das taktische Vorgehen im Einsatz, und Vertiefung des theoretischen Wissens. Diese Gelegenheit wird uns zu Übungszwecken sehr selten gegeben. 
Was uns erwartet hat man uns vorab erklärt und kleine Tipps gegeben, beispielsweise: „als erstes wird es ziemlich warm“. 
Kurz darauf hieß es: „macht Euch einsatzbereit“ Also gings los mit Maske anlegen, Gerät mit Flasche Flammschutzhaube, Druck prüfen, Dichtigkeit prüfen…  ja nichts vergessen!! Es wird ja schließlich ernst und heiß…
Wir mussten uns wie im Einsatz erst mal mit voller Ausrüstung bereit stellen - einige Minuten durften wir schon warten. Naja ein wenig nervös wurde man schon - wie in einem Einsatz eben.
Als wir dann „endlich“ zum Einsatz gerufen wurden, war die erste Aufgabe von oben herab einen Brand unter einer Treppe zu bekämpfen. Wie versprochen war es recht schnell sehr warm, da über den Zugang genau die „Abwärme“ und dem Dampf auf uns zu zog…
Dieser Brand war bald gelöscht (wie wir dachten), also gings zum Keller die enge Treppe nach unten. Im eigentlichen Container angekommen, fanden wir den Brand von zwei Gasflaschen vor. Hier ging es darum, die Flaschen zu kühlen, das Feuer „einzufangen“ und dem Kameraden den Zugriff auf die Ventile zu ermöglichen. 
Mit den Händen über den Flammen die Ventile zudrehen – eine ganz schöne Überwindung! Erst als endlich beide Flaschen wieder verschlossen waren konnte auch das Feuer vollständig gelöscht werden.
Unser „Lehrer“ musste uns auf einen Fehler hinweisen. Wir waren so auf unsere Einsätze und das Vorrücken konzentriert, dass wir übersehen haben, dass der Treppenbrand wieder aufflammte. 
Eine besonders brenzliche und im Einsatz lebensgefährliche Situation. Zum einen war der Rückzugsweg nicht mehr frei und unser Schlauch lag genau im Feuer!
Als wir des entdeckten, hieß es sofort handeln. Der Schlauch ist im Einsatz unsere Lebensversicherung:  also Schlauch aus dem Feuer nehmen und schnellst möglich die Flammen die den Rückzug behindertet wieder ablöschen…. Ok auch geschafft... Erleichterung… Lernziel verinnerlicht: Immer den Rückzug sichern und auch im Auge behalten!
Ohne Pause mussten wir weiter vorrücken. Als nächstes erwartete uns eine verschlossene. Hier muss die Tür auf Wärme und Rauchaustritt geprüft und unter gegenseitiger Absprache vorsichtig geöffnet werden. Der Raum stand in Brand - nach der ersten Kühlung der Brandgase haben wir uns weiter vorgearbeitet. Als wir am Brandherd waren, stellte sich heraus: es war ein Küchenbrand. Genauer ein Fettbrand auf dem Herd. Dieser war mit Wasser nicht zu löschen. Im Gegenteil das Löschwasser verschlimmerte die Situation! Naja eigentlich einfach - Deckel drauf und aus! Aber… wir mussten erst mal nah genug an das Feuer kommen … und dann einen Deckel oder was anderes zum Abdecken finden. Spätestens hier zeigte sich, dass unsere neue Einsatzkleidung tatsächlich feuerfest ist und die Temperaturen eines Feuers lange abhält. 
Endlich, als auch das geschafft war durften wir uns zurückziehen. Leider war nochmals das Feuer an der Treppe zu löschen. Diesmal recht schnell. Dafür loderte bereits am anderen Ende ein weiterer Brand auf. Die Besonderheit: neben dem Ablöschen war ein großer Gassperrhahn mitten in den Flammen zu schließen. Hier musste der ausführende Kamerad mit dem Wassersprühstrahl gegen die Flammen und die Hitze abgeschirmt werden, um das Absperren zu ermöglichen. 
Nun kam per Funk der Rückzugsbefehl. Also zügig den Rückweg durch den ganzen Container antreten. Allerdings mussten wir nun auch wieder über die warme Treppe und durch den Hitzestau nach oben. 
Geschafft… im wahrsten Sinne des Wortes... ca. 12-15 Minuten waren rum, aber sicher die ereignisreichsten im Laufe der Ausbildung. Körperlich auch belastend… Naja für jeden unterschiedlich aber man weiß, was man getan hat… die Dusche hat man sich danach verdient.
Im Anschluss wurde die Ausrüstung verstaut und wir kamen zum wichtigsten Teil: der Einsatznachbesprechung. Unser zuständiger Ausbilder gab uns hier noch viele Einzeltipps mit auf den Weg. Beispielsweise sind wir an einem Sicherungskasten vorbeigekommen, hier hätten wir optimalerweise gleich die Räume stromlos stellen können - ein Löschen mit Wasser ist dann deutlich gefahrloser möglich. 
Insgesamt können wir sagen, dass wir immens viel in der kurzen Einsatzzeit und der Nachbesprechung gelernt haben! Sehr empfehlenswert!
Leider gibt es die Gelegenheit im ganzen Landkreis nur einmal im Jahr und für maximal 120 Teilnehmer. Die Anlage reist durch ganz Bayern und steht dem Landkreis Unterallgäu daher nur an zwei Tagen im Jahr zur Verfügung.

 

Wer Interesse hat kann sich bei uns gerne informieren was alles zu der Ausrüstung eines Atemschützers gehört und natürlich wie man zu uns kommen kann und Atemschutzgeräteträger werden kann.